Von den Amischen und zuviel Fäden

Heute, am 27. Dezember, ist klar, dass ich mit meiner Familie locker bis Mitte Januar werde überleben können. Wir haben von allem noch mehr als genug im Kühlschrank und auch im Gefrierschrank. Durch ziemlich gute Planung mussten wir uns kaum in den Supermarktirrsinn werfen und jetzt tritt gerade etwas Ruhe und Alltagsnormalität ein. 

Der Farbverlaufspullover ( was für ein Wort ) ist Heiligabend fertig und gestern verschenkt worden. Da ich ihn im Blindflug gestrickt habe, ist er etwas zu groß geraten und ich muss noch ein paar Änderungen vornehmen. Das mache ich nicht so richtig gerne, aber er soll ja passen und Freude machen. Gestrickt habe ich ihn aus Milchgarn, das ich als eine meiner ersten Handlungen als Wollverkäuferin in Portugal geordert habe. Ich war so begeistert von der Idee, Milchsäure zu Garn zu machen, dass ich ordentlich bestellt habe. Mit einer Freundin habe ich daraus in unserem gemeinsamen Englandurlaub ein paar Babydecken gestrickt, da das Garn besonders für Babies, Allergiker und empfindliche Personen geeignet ist. Leider, leider stellte sich heraus, dass das ökologisch gefärbte Milchgarn in Blau irgendwann ausbleicht. Eine hellblaue Babydecke hatte nach zwei Monaten verblichene Knickkanten, das will man nicht. Der Hersteller bestätigte mir dann auch, dass die blaue Wolle diese Eigenschaft haben könne. Da fragt man sich, warum sie sie verkaufen. Ich habe alle kritischen Farben ersetzt bekommen, das war kein Problem, trotzdem ärgerlich. Nun hatte ich alle Milchgarnfarben und fand, dass man daraus sehr gut diesen Farbverlaufspullover stricken kann. Ich habe mir also fünf Knäuel geschnappt und angefangen zu stricken. Das ist wie malen und macht unglaublich viel Spaß. Man tauscht mal den einen oder den anderen Faden aus und erhält gleich ein ganz anderes Bild. Allerdings muss ich sagen, Milchgarn hat Gewicht, da braucht der Träger schon ein paar Muskeln. Ich denke, ich werde solch einen Pullover noch ein paar mal  machen und andere Garne ausprobieren. Das einzige, was wirklich nicht viel Spaß macht, also gar keinen, ist das Fäden vernähen. Das ist die Hölle. Und tatsächlich habe ich schon wieder zwei Fäden übersehen. Für meine beiden Töchter inzwischen zur Normalität geworden, kann ich mir eigentlich mal überlegen, ob ich das nicht als mein Markenzeichen aufbaue. Mit Astrid und zwei Freundinnen habe ich vor ein paar Jahren einen Amisch-Patchworkkurs besucht. Wie wir wissen, sind die Amischen sehr gläubig und sie machen wunderschöne Quilts. Darin sind sie echte Könner, ich habe nie schönere und aufwändigere Quilts gesehen. Aber jetzt: da sie nicht besser als Gott sein wollen, machen sie in jeden ihrer Quilts einen Fehler. Bewusst! Was soll ich sagen......, unser gängiger Spruch seitdem bei spät festgestellten Fehlern, die nicht mehr zu ändern sind: " Ist halt amisch." Das entspannt direkt.

 

Ich wünsche euch ein paar letzte schöne Tage im Jahr 2018!

 

Eure Antje